Mechtild M. R. Hofmann
Unvergängliches Leben - Augustinus antwortet Floria


Nach vielen Jahren der Trennung hatte Floria Aemilia ihrem ehemaligen Geliebten Aurelius Augustinus, dem Bischof von Hippo Regius (gest. 430), einen langen Brief geschrieben. Dank dieses Briefs, den ein norwegischer Schriftsteller, Jostein Gaarder, aufgefunden und 1996 ver-öffentlicht hat, wurde ihr zum ersten Mal die gebührende Aufmerksam-keit zuteil. Sie hatte Augustinus ihre seelische Befindlichkeit ausein-ander gesetzt.
Lange war die spannendste Frage, wie Augustinus wohl auf Vorwürfe wie Frauenfeindlichkeit, Machtstreben und Streitsucht reagiert haben mochte. Im neuesten, sicher sensationellsten Fund eines Augustinus-Briefs, einem an Floria gerichteten Antwortschreiben, geht Augustinus auf diese Vorwürfe ein. Er nimmt in dem literarhistorisch einzigartigen Dokument zum ersten und – vielleicht – einzigen Mal Stellung zur Tren-nung von seiner Geliebten.
Dem deutschen Text sind das lateinische Original, die Vorgeschichte des Fundes und eine Kurzbiographie von Augustinus beigefügt.

Ich verstehe nicht, weshalb du deinen Namen in meinen Bekenntnis-Büchern vermisst. Hast du nicht gelesen, verstehst du nicht, weißt du nicht, wie groß mein Schmerz über deinen Verlust war und bis jetzt noch ist? Hätte ich nicht zusammen mit deinem Namen meinen so tief sitzenden Schmerz mitten in eine stets sensationslüsterne Öffentlichkeit gebracht? Wäre damit nicht auch dir die geschuldete Ehre entzogen worden? Die Erinnerung an jene Zeit quält mich auch heute noch. Ich war damals eben vor Sünden ganz in Dunkel gehüllt und dazu noch von innen her von Ehrgeiz zerfressen. Da schien mir der praktische Vorteil eines zweckmäßigen Lebens mit einer reichen Frau aus einflussreicher Familie, den ich endlich nach den Wünschen meiner Mutter wahrnehmen sollte, angebracht. Du hast daher mit deinem Brief ganz recht
daran erinnert, dass ich damals nicht wusste, welches Leben ich als mein eigenes haben wollte.
Ich weiß erst heute, dass ich damals nur meiner Mutter Monnica gefallen wollte. Und ich habe ihr ja auch gefallen.

Non intellego, cur nomen tuum in confessionum libris perscriptum desideres. Nonne legisti, nonne intellegis, nonne scis, quantus fuerit et quantus sit adhuc dolor tui amittendi? Nonne una cum nomine dolorem meum in corde altissimo reconditum medium in publicum rerum novarum semper cupidissimum tulissem? Nonne et tibi debitus honor detractus esset? Memoria illius temporis etiam hodie excrucior. Tunc enim mihi toti peccatis involuto atque ab intus honorum cupiditate corrupto usus fructusque vitae commode degendae cum uxore quadam divite nata ex familia amplissima secundum matris vota tandem adipiscendi videbantur. Itaque recte monuisti tum me nescivisse, qualem vitam meam habere vellem. Hodie demum scio, tum me nihil aliud voluisse nisi Monnicae matri placere. Placui quidem.

Mechtild M.R. Hofmann
Unvergängliches Leben - Augustinus antwortet Floria


134 Seiten, 14,8 x 21 cm, € 16,80

ISBN 978-3-924072-37-7